So bunt wie das Leben
So bunt wie das Leben

Schulleben

Am Berufskolleg der Franz Sales Akademie gibt es spannende Projekte, inspirierende Studienfahrten, sportliche Weihnachts-Partys und jede Menge interessanter Persönlichkeiten!

Hier finden Sie einige aktuelle Highlights!


Maike Nowak macht eine Ausbildung am Franz Sales Berufskolleg.

"Die richtige Entscheidung!"

Warum eine Ausbildung in der Heilerziehungspflege? Warum das Franz Sales Berufskolleg? Und warum die Arbeit mit Menschen mit Behinderung? Diese Fragen bewegen viele Interessierte und sie stellten sich auch Maike Nowak vor rund zwei Jahren, als sie sich für die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin interessierte und sich letztlich auch dafür entschied. Inzwischen hat sie ihr erstes Ausbildungsjahr abgeschlossen und weiß: Die Entscheidung damals war genau richtig!

Maike Nowak zeichnet sich durch eine echte Passion für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung aus – und durch einen besonders spannenden Lebensweg. Viele Jahre lang war sie Mitarbeiterin eines großen Internetanbieters, bevor sie wegen interner Umstrukturierungen das Unternehmen verlassen musste. Bei einem Praktikum in einer Dortmunder Werkstatt für Menschen mit Behinderung erkannte die alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen ihr Interesse für diese Arbeit mit Menschen mit Handicap. So kam sie zu der Entscheidung, doch noch einmal etwas Neues anzufangen. Es sollte etwas im Bereich Soziales, „etwas mit Menschen“ sein, und nach weiteren Recherchen fiel die Wahl auf die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin.

Vor allem treibt sie die Wertschätzung an, die ihr immer wieder entgegengebracht wird, und auch die Ehrlichkeit, von der sie jeden Tag berührt ist. Natürlich kostet die Ausbildung viel Kraft, so Maike Nowak. Aber gerade die Zweigleisigkeit der Ausbildung, die kleinen Klassen, die Größe des Kollegiums und vor allem die motivierende Arbeit mit den Menschen mit Behinderung sind Faktoren, die sie überzeugen. Auch ein Lob an die Lehrkräfte möchte sie loswerden, denn sie schätzt das Engagement und die erkennbare Freude an der Arbeit, die stets zu beobachten ist. Und das kennt die angehende Heilerziehungspflegerin aus ihrem früheren beruflichen Leben nicht so…

Ihre persönlichen Vorlieben für Handarbeit und Handwerkliches versucht Maike Nowak auch in ihrer Praxisarbeit in der Heimstatt Engelbert einzubringen. Das funktioniert gut und erfreut die Klientinnen. Die Auszubildende ist vor allem begeistert von der Bedeutung ihrer Arbeit, dem täglichen Austausch mit den herzlichen Klienten und auch von der Selbsterkenntnis, an dieser Arbeit so viel Freude zu haben. Das liegt nicht zuletzt auch an dem tollen Team, in dem sie arbeitet und das ihr so viel Kraft gibt. Und das merkt man ihr auch an – mit Begeisterung und Professionalität schafft sie es jeden Tag, ihren Beitrag zu leisten. Maike Nowak kann allen Interessierten nur zur Ausbildung am Franz Sales Berufskolleg raten, wo sie sich sehr wohl fühlt und die familiäre Atmosphäre genießt. Und sie wünscht allen zukünftigen Studierenden „so eine prima Klasse“ wie ihre.


Dr. Reka Meray-Kassen hat in den USA promoviert und lehrt nun am Berufskolleg.

In der Vielfalt liegt die Kraft

„Von allen wurde ich sehr herzlich und ausgesprochen offen aufgenommen“, resümiert Dr. Reka Meray-Kassen, die seit Februar zum Kollegium des Franz Sales Berufskollegs gehört und dort die Fächer Deutsch und Englisch unterrichtet. Ursprünglich stammt sie aus Ungarn und verbrachte einige Jahre ihres Lebens in den USA, wo sie in Indiana im Bundesstaat Pennsylvania im Fach Englisch promoviert hat und als Lehrerin tätig war. Seit mehr als 15 Jahren lebt sie in Deutschland, wo sie vor ihrem Start an unserem Berufskolleg an unterschiedlichen weiterführenden Schulen sowie an Hochschulen in Düsseldorf und Mülheim lehrte.

Schon von Kindheit an wollte Reka Meray-Kassen Lehrerin werden – vielleicht auch, weil ihr das System „Schule“ bereits aus dem familiären Hintergrund allgegenwärtig war. Auch ihre Fächerkombination, insbesondere das Fach Englisch, begeisterte sie schon lange, da sie von klein auf immer äußerst interessiert an der Sprache war. Kommunikation in deutscher und englischer Sprache als zentraler Teil des zwischenmenschlichen Miteinanders stellt einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit dar. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihrer Familie, in der vor allem ihre beiden Töchter sie stets auf Trab halten. Sie ist gerne in der Natur unterwegs und betreibt mit großer Leidenschaft Sport.

Sie beschreibt sich als äußerst positiven Menschen und möchte eben diese Positivität in den Schulalltag einfließen lassen, um ihren Studierenden etwas mehr als den regulären Unterrichtsstoff mit auf ihren Lebensweg zu geben. Reka Meray-Kassen ist es eine Herzensangelegenheit, den Studierenden in ihrer Ausbildung im Umgang mit Menschen mit Behinderung ihre Erfahrungen aus unterschiedlichsten Lebenssituationen und die Vielfalt, die sie auf ihrem gesamten Lebensweg begleitet, mitzugeben.

Bisher sorgten vor allem die positive Stimmung, die gute Zusammenarbeit mit Studierenden und anderen Lehrkräften sowie der gute Zusammenhalt und die Offenheit dafür, dass sie sich äußerst wohl am Berufskolleg fühlt. Deshalb freut sich die neue Lehrerin auf ein weiterhin enges und vertrauensvolles Zusammenarbeiten mit allen Mitgliedern der Franz-Sales-Familie und sieht der Zukunft offen und positiv entgegen.


Michelle Brüßel (l.) bei der Übergabe des Bilds an ihren ehemaligen Klassenlehrer Julian Kerkemeier.

Farbige Erinnerung fürs Berufskolleg

Einmal weg, aber lange in Erinnerung: Wenn Schüler, Schülerinnen und Studierende am Franz Sales Berufskolleg Ihren Abschluss absolvieren, hinterlassen sie Erinnerungen und sorgen selbst auf unterschiedliche Weise dafür, dass andere an sie denken. Dazu beigetragen hat nun eine Abschlussklasse der Heilerziehungspfleger 2021: Die gesamte Klasse hat ein Bild erstellt und nun dem Berufskolleg übergeben.
Stellvertretend hat Michelle Brüßel das Bild an ihren ehemaligen Klassenlehrer Julian Kerkemeier übergeben. „Wir wollten etwas zusammen gestalten, da unser Klassenzusammenhalt immer groß war. Genau das soll das Bild ausdrücken“, erläutert die ehemalige Studierende. Hinter dem dargestellten Aal und dem Motto „Einer für Aale - Aale für Einen“ steckt ein Witz zwischen der Klasse und ihrem damaligen Klassenlehrer, die sich selbst als „Aal Stars“ bezeichnen. Wo genau das Bild hingehängt werden soll, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings: Sobald es seinen Platz gefunden hat, wird es kreativ für mehr farbige Erinnerung an die Ehemaligen des Franz Sales Berufskolleg sorgen. 


Die Studienfahrt führte die HEP Oberstufen 1 und 2 nach Hamburg.

Die SAHs verbrachten erlebnisreiche Tage am Niederrhein.

Endlich wieder unterwegs!

Gemeinsame Erlebnisse außerhalb der Schule waren wegen Corona für lange Zeit undenkbar. Entsprechend groß war die Freude, dass die Abschlussfahrten 2021 stattfinden konnten – sowohl bei den Oberkursen der Heilerziehungspflege (HEP) als auch im Bereich Sozialassistenz Schwerpunkt Heilerziehung (SAH). Am 29. September ging es für die HEPs zusammen mit Lehrerin Sinah Keßler und Lehrer André Hoffmann los. Drei Tage Hamburg standen auf dem Programm, unter anderem mit Stadtrundfahrt, einem Besuch der Elbphilharmonie und des Schanzenviertels. Für nachdenkliche Momente sorgte der Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Der Besuch der Dauerausstellung und der Rundgang über das Gelände des ehemaligen Klinkerwerks boten einen erschreckenden Einblick in das Leben der Häftlinge während der NS-Diktatur. Positiver ging es am zweiten Tag mit einer geführten Stadtrundfahrt weiter. Von einer Ur-Hamburgerin begleitet, konnte die Reisegruppe die unterschiedlichen Stadtteile kennenlernen, um diese abends auf eigene Faust zu erkunden. Abgerundet wurde dieser Abend durch eine authentische Reeperbahnführung. „Es hat bis zum dritten Ausbildungsjahr gedauert, dass die ganze Klasse außerhalb des Unterrichts etwas Größeres zusammen unternehmen kann. Man merkt, dass es allen guttut und man die Parallelklasse nochmal ganz anders kennenlernen kann“, so die einhellige Meinung der Studierenden.

Das Ausflugsziel der Sozialassistenten und -assistentinnen lag am Wisseler See in Kalkar am Niederrhein. Zusammen mit Lehrerin Astrid Friedl und Lehrer Michael Schwartz übernachteten sie auf einem Campingplatz und hatten ein abwechslungsreiches Programm. Schülerin Janet Birchinger berichtet: „Die dunklen Zeiten sind vorbei. Corona kann der SAH nichts, denn unsere Studienfahrt stand an! Nachdem wir uns eingerichtet hatten, durften wir am 'Erlebnispädagogischen Tag' einige Spiele kennenlernen: So sollten wir beispielsweise einen kleinen Ball in halben Röhren durch einen Hindernisparcours führen – oder es gab Aufgaben fürs Köpfchen, für die Geduld, die Konzentration oder für die Balance. Wir hatten alle sehr viel Spaß dabei und nahmen diese Ideen mit in die Einrichtungsgruppen, um sie auch mit den Klienten zu spielen. In unserer Freizeit konnten wir die Umgebung erkunden, fanden uns in Gruppen beisammen und refl ektierten unsere Erlebnisse. Es war eine spannende und interessante erste Reise für alle Beteiligten, aber wir waren auch froh, wieder in unseren eigenen Betten zu liegen.“
André Hoffmann, Arne Regenbrecht, Janet Birchinger


Arne Regenbrecht zusammen mit dem HEP M1-Kurs

Auch Social Media müssen gelernt sein…

Die Sozialen Netzwerke sind längst ein wichtiger Bestandteil des Alltags von Menschen mit und ohne Behinderung. Täglich scrollen wir in unserer Freizeit durch die Newsstreams von Facebook, Instagram, TikTok und Co. Wir kommunizieren mit Menschen, die wir nie zuvor gesehen haben. Manche schließen nicht nur im virtuellen
Raum, sondern auch in der analogen Welt neue Bekanntschaften und Freundschaften, festigen bestehende Beziehungen oder lernen sogar ihren Partner oder Partnerin über Social Media kennen. Auszubildende und Studierende tauschen sich über selbstorganisierte WhatsApp-Gruppen oder in Big Blue Button-Videocalls über Lerninhalte aus und manche von ihnen unterstützen später vielleicht den Arbeitgeber bei Unternehmensprofilen. Einige angehende Fachkräfte aus den Bildungsgängen Heilerziehungspflege (HEP) und Sozialassistenz (SAH) erleben außerdem, wie sich Menschen mit Behinderung beispielsweise stundenlang Videos auf YouTube anschauen und sich mit anderen austauschen. Bei dubiosen Freundschaftsanfragen werden diese aber leider nicht immer als solche erkannt.

Um auf diese enorme gesellschaftliche Bedeutung und Entwicklung einzugehen, hat das Franz Sales Berufskolleg nun erstmals im Schuljahr 2021/2022 Social Media-Seminare angeboten. Dass an einem Berufskolleg Social Media-Kompetenzen vermittelt werden, ist dabei alles andere als selbstverständlich. Klassische Fächer wie Deutsch, Englisch, Mathematik oder auch Pflege sind vielen geläufig. Möglich wird dieser besondere, inhaltliche Schwerpunkt über die Differenzierungsbereiche der Bildungsgänge, aktuell für angehende HEP- und SAH-Fachkräfte.

Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigungen durch Social Media

„Menschen mit Beeinträchtigung können meines Erachtens auf unterschiedliche Art und Weise von Social Media profitieren“, ist Schulleiterin Ulrike Fembeck überzeugt. „So ergibt sich bei vorhandenen Ressourcen die Möglichkeit, dass nicht nur eine Berichterstattung über sie erfolgt, sondern sie sich selber darstellen können und andere Menschen aus ihrer Perspektive an ihrem Leben teilhaben lassen können. Dass Barrieren erkannt und abgebaut werden können. Die Sozialen Medien haben ein enormes Potenzial für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben. Dadurch kann die Inklusion vorangetrieben und die Medienkompetenz gefördert werden. Dazu gehören aber auch Gefahren und Risiken, die häufig die Vermittlung eines sicheren Umgangs mit den Sozialen Medien erfordern – auch hinsichtlich Mobbing oder der Nutzung von Passwörtern. All dies entspricht der Lebenswelt sowohl unserer Auszubildenden, als auch der Menschen mit Behinderung und daher freue ich mich, einen Differenzierungskurs zu dieser Thematik in den Klassen anbieten zu können.“

Der neue Social Media-Kurs

Unterrichtet werden die neuen Kurse von Arne Regenbrecht, der seit dem Schuljahr 2021/2022 als Lehrkraft am Franz Sales Berufskolleg angestellt ist. Zuvor hat er neun Jahre lang als Social Media- Manager bei einer Social Media-Agentur und einem Industrieverband praktische Erfahrungen aus der Wirtschaft gesammelt. „Ich finde den Social Media-Kurs total informativ und in der HEP-Ausbildung sinnig“, meint die Studierende Kira-Berenike Fortmann aus dem HEP-Mittelkurs 1. „Denn in unserem Bereich hat man viel zu tun mit Social Media-Plattformen und so kann man seine Klienten aufklären, die selbst WhatsApp, TikTok etc. im Alltag benutzen.“ Die Inhalte des Kurses sind vielfältig und behandeln allgemeine und berufsbezogene Phänomene. So erfahren die angehenden Fachkräfte zunächst einmal, was Soziale Netzwerke überhaupt sind und welche es gibt.

Social Media sind mehr als Facebook, Twitter und TikTok. Zu ihnen gehören beispielsweise auch die wichtigen, aber nicht allen bekannten Business-Netzwerke XING und LinkedIn. Die Grenzen zwischen Social Media und Websites werden immer schwieriger zu ziehen, da auch Händlerplattformen wie Amazon und Zalando auf Funktionen wie Kommentare, Bewertungen und Weiterempfehlungen setzen. Auch die Themen Massenphänomene, Einflüsse auf Nutzer und Nutzerinnen und deren Sozialverhalten, Datenschutz und Fake News sind wichtig, um sowohl die eigene Mediennutzung zu hinterfragen als auch Menschen mit Behinderung auf Risiken und Chancen hinzuweisen.
Inwiefern die eigene digitale Identität, also was das Netz über einen verrät, berufl ich relevant ist, welche Anforderungen Social Networks bei der Arbeit mit sich bringen, wie Menschen mit Behinderung Social Media nutzen und wie Mitarbeitende sie dabei unterstützen können, wird im neuen Social Media-Kurs ebenfalls thematisiert.

Arne Regenbrecht


Gina Pinnau, Annabelle Büllesbach, Nova Grondstein, Marina Braese, Rafaela Papadopoulou und Marie Beyer präsentieren souverän ihre anschauliche und informative Ausstellung zu den Möglichkeiten des Klima-Schutzes.

SAHO 4 Klima

Seit Beginn des Schuljahres beschäftigt sich der SAHO mit dem Thema „Klimawandel“. Die Arbeit ist sehr facettenreich. So ging es bisher zum Beispiel um die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Tier und um die zukünftigen Veränderungen in unserer Umwelt – nicht nur am Nordpol, sondern auch in Essen. Auf Plakaten können sich interessierte Schüler und Studierende über die Arbeit informieren. Ein Plakat gibt beispielsweise Auskunft darüber wie lange unterschiedliche Materialien benötigen, um zu verrotten.

Zudem hat der SAHO Lösungsvorschläge sowie Tipps bildhaft dargestellt. Vor allem mit den Tipps kann jeder Einzelne seinen Beitrag zur Schonung des Klimas leisten. Auch andere Schüler und Lehrer können auf einer Ideenrolle unter dem Motto „Was kann das Franz Sales Berufskolleg tun?“ ihre Vorschläge für eine bessere Umwelt mit dem SAHO teilen.

Natalie Werning, SAHO


Marina Braese hatte die Idee, mit unserer Schulleiterin fotografiert zu werden, damit der Größenunterschied besonders sichtbar wird. Ulrike Fembeck, die schon als 15jährige 183 cm groß war, erzählt: „Damals kam ich mir häufig anders und komisch vor. Zum Glück habe ich dann den Volleyballsport für mich entdeckt, wo die Körpergröße ein großer Vorteil war und mir schnelle Erfolge sicherte. Und das kann ich auch nur als Bewältigungsstrategie empfehlen: Jedes Anderssein hat auch seine Vorteile. Diese herauszufinden und sich darauf zu konzentrieren ist der Weg sich selber gut annehmen zu können, Selbstbewusstsein zu entwickeln und Zufriedenheit zu empfinden.“

Kleiner Körper - große Ziele

Marina Braese im Portrait

Kleiner Körper, große Ziele

 

Als ich Marina Braese am Anfang ihrer Ausbildung zur Sozialassistentin im Herbst 2018 kennenlernte, imponierte mir ihr Selbstbewusstsein. Sie informierte in einem Vortrag mit selbstgewähltem Thema ihre Mitschülerinnen und Mitschüler über die Hintergründe Ihrer Größe von 140 cm, die als Behinderung gilt und „Kleinwuchs“ genannt wird.

Damals plante sie eine OP, um größer zu werden. 

Heute, anderthalb Jahre später, steht sie kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung und das Thema ist vom Tisch. Marina Braese hat auf der Klassenfahrt im letzten Oktober ihren 18. Geburtstag gefeiert. Sie arbeitet in einer Wohngruppe mit Jugendlichen. Dort wird ihr geringer Körperwuchs nicht als Behinderung aufgefasst, im Gegenteil: Manche Mädchen suchen ihre Freundschaft. Marina Braese muss sich gut abgrenzen, weil sie oft für noch jünger gehalten wird als sie ist.

Im Team fühlt sich sich unterstützt und in ihren Bedürfnissen ernst genommen. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass sie manchmal bei der Pflege ihre Körpergröße als Einschränkung empfindet. „Dafür bekomme ich Kleidung günstiger oder Nachlass im Kino oder beim Achterbahn-Fahren.“ Marina Braese nimmt ihr Kleinsein inzwischen mit viel Humor. „Ich bin wie ich bin und die Menschen, die mir wichtig sind, nehmen mich so, wie ich bin.“

Wichtig ist ihr vor allem ihre Freundin Marie Beyer geworden, mit der sie nicht nur Schulalltag und Musikgeschmack teilt. „Wir denken oft das Gleiche und empfinden ähnlich“, freut sich Marina Braese und Marie Beyer ergänzt: „Inzwischen helfen wir uns sogar gegenseitig beim Lernen!“

Die angehende Sozialassistentin, die am liebsten nach ihrer Ausbildung im Franz Sales Haus weiterarbeiten würde, setzt sich gerne eigene Ziele: „Ich will geduldiger werden und merke auch, dass mir das gelingt!“ Mit sanfter Hartnäckigkeit sei es ihr gelungen, dass ein Klient sich von vielen Dingen, die er nicht mehr brauchte, trennen konnte, erzählt sie stolz.

Am Franz Sales Berufskolleg fühlt sie sich sehr wohl und lobt die gegenseitige Rücksichtnahme und gute Zusammenarbeit in der Klasse: „Ich bekomme hier das, was ich will und brauche“, strahlt sie. Im Anschluss an ihre Ausbildung als Sozialassistentin hat sie direkt den Studienlehrgang zur Heilerziehungspflegerin begonnen.

 

Müllmann Michi, Japan und die große Liebe

Spannende Bildungs-Projekte am Berufskolleg

Müllmann Michi, Japan und die große Liebe

Spannende Workshops am Berufskolleg

Der Frühling ist da. Und es war ein interessanter Winter.

Denn im Januar und Februar gab es spannende Workshops.

Wir haben viel gelernt und erfahren.

Was Pfadfinder sind oder wie man aus Müll tolle Sachen machen kann.

Wie man leckere Nudeln kocht oder ein Gewächshaus baut.

Wie wir das Meer schützen können oder wie man einen Partner findet.

Wie man in Japan lebt oder wie toll das Ruhrgebiet ist.

Ein paar Leute haben auch einfach eine tolle Karnevals-Party vorbereitet und gefeiert!

Die Workshops wurden von Schülern geleitet.

Die Schüler lernen Heil-Erziehungs-Pflege.

Das heißt, dass sie sich besonders gut um Menschen mit Behinderung kümmern können.

Vor allem darum, dass Menschen mit Behinderung bei allem mitmachen können.

Auch bei tollen Workshops.

Wir sind schon gespannt, welche Workshops es nächstes Jahr gibt.

Denn wir haben so viel gelernt und so viel gelacht.

Bewegt und bewegend - Unser Weihnachtsturnier 2019

Dieses Jahr wurden beim traditionellen Weihnachtsturnier des Berufskollegs viele Tränen gelacht und dieses Mal auch geweint, denn es galt sich von einer liebgewonnenen Lehrerin und Kollegin zu verabschieden.

Das von unseren angehenden Sozialassistentinnen und Sozialassistenten organisierte „Tricky-Ball-Spiel“ war eine abgekartete Version des bekannten Spieles „Brennball“, die zu besonders amüsanten Verrenkungen bei allen Beteiligten führte. Kraft dafür konnten die über 200 Teilnehmenden beim reichhaltigen Frühstücksbuffet im Sportler-Café tanken. Alle Jahre wieder sorgt sich darum Hauswirtschafts-Lehrerin Julia Hirsch gemeinsam mit dem Team der Sozialassistenz-Unterstufe.

Als nach dem Turnier alle Lach- und Bauchmuskeln gut gelockert waren, öffneten sich auch schneller die anderen Schleusen. Dank eines Ständchens, das sich eine Oberstufen-Klasse von angehenden Heilerziehungspflegern für die Abschied nehmende Miriam Deuß ausgedacht hatte, mussten Taschentücher ausgepackt werden. In Stadion-Atmosphäre und zur Melodie des Leonard-Cohen-Songs „Hallelujah“ sangen die Auszubildenden „Hatschi Gesundheit“, eine Lobeshymne an die scheidende und sichtlich gerührte Miram Deuß, die an unserer Schule das Fach Gesundheit mit viel Sachverstand und Humor unterrichtet hatte.

Kompetent und herzlich in der WfbM

der neue FAB-Kurs

„Gute Gespräche mit Kollegen!“, „Humor!“, „Mit den Händen in der Erde buddeln!“, „Meine Freude an meinem Beruf!“- Zuversichtlich zählen die angehenden Fachkräfte zur Arbeits- und Berufsförderung die Ressourcen auf, die ihnen helfen, mit den komplexen Anforderungen ihres Alltags umzugehen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des neuen FAB-Jahrgangs nehmen die Herausforderung der zweijährigen Weiterbildung mit Sportsgeist an. Der Kurs ist bunt gemischt: Der Jüngste ist 25 Jahre alt, der Älteste blickt bereits auf 55 Jahre Lebenserfahrung zurück. Für die meisten ist es lange her, dass sie zuletzt die Schulbank gedrückt haben. „Ich bin schon gespannt, wie das wird, wenn ich meinen Bericht aus der Praxis mit meinem Ein-Finger-System tippe“, lacht ein Teilnehmer, während sein Kollege sich bestens mit allen Finessen der Digitalisierung auskennt und der darin noch nicht ganz so erfahrenen Lehrkraft einen praktischen Kniff am neuen digitalen Whiteboard zeigt.

Die 26 Männer und Frauen kommen jede Woche für einen Tag aus den unterschiedlichsten Ecken Nordrhein-Westfalens nach Essen, um sich am Berufskolleg noch fitter für ihre Mitarbeiter zu machen, die sie in unterschiedlichen Werkstätten für Menschen mit Behinderung fördern sollen.

Die langen Anfahrtswege vom Niederrhein, Köln oder Iserlohn nehmen die Führungskräfte mit der gleichen souveränen Gelassenheit hin wie den bunten Fächerkanon, der sie in der Akademie zwischen 8 und 17 Uhr erwartet: In Theorie und Praxis, Kommunikation und Sport, Recht und Religion, Gesundheit und Psychiatrie lernen sie nicht nur jede Menge Fachwissen, sondern auch einander gut kennen. Es herrscht ein Klima offener Austauschbereitschaft und gegenseitiger Unterstützung.

Am Ende der Ausbildung sind ein Kolloquium und zwei schriftliche Prüfungen zu bestehen und auf dem Weg dahin ist jede Menge Praxiserfahrung zu reflektieren, über ein Wohnheimpraktikum zu berichten und ein selbstorganisiertes Projekt vorzustellen.

So nicken viele mit, als eine Teilnehmerin deutlich äußert. „Für mich ist es einfach toll zu wissen, dass nicht nur meine Kollegen, sondern auch meine ganze Familie mich unterstützt. Und dass ich auch jetzt schon völlig genüge.“


Snoezelen-Gründer Ad Verheul und Heilerziehungspflege-Absolventin Lena Kruse kommen im Snoezelen-Zentrum De Hartenberg miteinander ins Gespräch.

Lichtblicke des Mitmenschlichen

Studienfahrt nach Amsterdam

Die HEP-Oberkurse besuchten dieses Jahr auf Ihrer Studienfahrt nach Amsterdam das Snoezelen-Zentrum de Hartenberg.

Ad Verheul persönlich, der in den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zusammen mit anderen mutigen Kreativen den ersten Snoezelraum gebaut hat, hieß uns mit einer Führung durch das Zentrum willkommen und teilte mit uns seine Pionier-Erfahrungen.

Dabei wurde deutlich, wie stark sich in den letzten 50 Jahren die Haltung in Bezug auf Menschen mit Behinderung weiterentwickelt hat und wieviel Mut, Vertrauen und Kreativität nötig war und immer wieder ist, um neue Wege einzuschlagen, damit auch Menschen mit schweren Behinderungen an intensivem Erleben mit allen Sinnen teilhaben können.

Wir bestaunten und erlebten die große Snoezelen-Landschaft, die mit interaktiven Licht- und Klangeffekten, kuscheligen Ecken, Spiegeleffekten und vor allem einem riesigen Bällebad zu gemeinsamer Entspannung und Genuss einlud.

Nach diesem Auftakt entdeckten wir in guter Stimmung Amsterdam, indem wir schaukelnd auf den Grachten in die Geschichte und Geschichten dieser vom Wasser bestimmten Stadt eintauchten.

Nach so viel Entspannung und Wohlgefühl war der Kontrast zu den dunkelsten Seiten der Geschichte, der uns im Anne-Frank-Haus erwartete, besonders deutlich. Im modernen multimedialen Museum und vor allem in den engen Fluren und Räumen an der Prinsengracht verschlug es uns die Sprache.

Das Grauen bleibt unfassbar – gerade angesichts dieses Einzelschicksals eines Mädchens, das in seinem Tagebuch von Mitmenschlichkeit und einer Zukunft als Schriftstellerin träumte und das in den letzten Tagen der Nazi-Herrschaft doch noch mit seiner Familie entdeckt und ermordet wurde.

So sind wir nach diesen ganz unterschiedlichen intensiven Erlebnissen inspiriert und nachdenklich heimgekehrt, vielleicht sogar mit einem neuen Bewusstsein dafür, was für eine Errungenschaft ein gemeinsames Europa ist, in der Mitmenschlichkeit und Teilhabe aller grundrechtlich verankert sind.

 

Erika Burchartz

Lesen ist schön, Vorlesen ist schöner, Zuhören am schönsten - Am 27. April 2018 hatten die Schüler des Oberkurses der Sozialassistenten (Schwerpunkt Heilerziehung, SAH) die Förderschule zu einem Vorlesevormittag eingeladen.
Dafür wurde in den Wochen zuvor im Unterricht einiges erarbeitet: „Was ist wichtig beim Vorlesen? Wie setze ich meine Stimme richtig ein? Welche Geschichten könnten die Förderschüler begeistern? Wie gestalte ich den Raum? Wo setze ich mich hin, damit es zum Zuhören einlädt? Und soll es spannend werden – oder lieber etwas gemütlicher?“

Letztlich präsentierte der SAH-Oberkurs ein vielfältiges Angebot: Bei den „Aristo-Katzen und der verschwundenen Halskette“ ging es auf gemeinsame Jagd nach dem Dieb, während die Schüler in den Nachbarräumen in die Welt der Prinzessinnen und Ritter eintauchten oder den Hasen Felix auf seinen Reisen begleiteten. Der weltenbummelnde Hase war nicht das einzige Tier, das zum Vorlesen einlud: „Die Tierbande“ erzählte Geschichten aus dem Zoo und demonstrierte dabei die typischen Geräusche der Zootiere, was für viele Lacher sorgte – nicht nur auf Seiten der Zuhörer.

Spannende Abenteuer

Wer es etwas spannender liebte, kam bei den „Geisterjägern“ und den „Abenteurern aus dem Düsterwald“ auf seine Kosten. Die angehenden Sozialassistenten mussten aber vorab versprechen: „Die Geister sind nicht böse!“ In beiden Vorlesegruppen war die Mithilfe der Förderschüler bei der Lösung der Rätselgeschichten gefragt. Die Abenteurer untermalten ihre Geschichte zum Mitmachen schaurig-schön mit Gitarrenmusik und (digitalem) Kaminfeuer. Die Geisterjäger hatten sich im verdunkelten Snoezelraum zum Pläneschmieden zurückgezogen…

Die Förderschüler waren aufmerksam bei der Sache. Jeder merkte, wie gut sich der SAH-Oberkurs vorbereitet hatte und welche Talente im Präsentieren und Vorlesen zu Tage kamen. Die angehenden Sozialassistenten haben mit dieser Aktion vor einem Publikum gezeigt, welche wesentlichen Kompetenzen in den letzten zwei Jahren ausgebildet werden konnten: Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein, Organisationsfähigkeit und Mut. Und natürlich kam der Tag bei den Förderschülern und den angehenden Fachkräften richtig gut an!


In den Klassenräumen konnten die Förderschüler spannenden oder besonders netten Geschichten lauschen.

Erwachsen werden in Münster

von Astrid Friedl (Klassenleitung)

60 Plus – das war kein Hinweis auf eine Seniorenfahrt, sondern die Verspätung des Zuges, mit der sich der Oberkurs des Ausbildungsgangs der Sozialassistenten mit dem Schwerpunkt Heilerziehung am 07.10.19 vom Essener Hauptbahnhof zur Studienfahrt nach Münster aufmachen musste. Damit hatte es sich dann aber auch schon mit den Widrigkeiten, denn der Rest der gemeinsamen Zeit verlief reibungslos und sogar Petrus hatte ein Einsehen mit dem Wetter. So konnte der Kurs in Begleitung von den Lehrern Herrn Hoffmann und Frau Friedl große Teile der schönen Innenstadt Münsters zu Fuß erkunden. Gleich nach dem Bezug der sehr geräumigen und gepflegten Zimmer im Hostel führten zwei Schüler*innen die Gruppe zum Schloss und Botanischen Garten, wo alles noch sehr üppig grünte und blühte und zum Verweilen und Schlendern einlud. Danach nahmen alle Teilnehmer*innen die Gelegenheit wahr, die Stadt in Kleingruppen auf eigene Faust zu entdecken.

Am Dienstag hatte sich die Gruppe eine Führung durch die Ruine des Turms „Der Zwinger“ gewünscht– einem Bestandteil der historischen Stadtbefestigung mit sehr wechselvoller Geschichte. So wurde er unter anderem als Wehrturm, Gefängnis und als Kunstatelier und Wohnhaus genutzt.  Ab 1935 folgte jedoch ein weit dunklerer Zeitabschnitt, da sich die Hitlerjugend im Turm zunächst ein Vereinsheim schuf. Bis 1944 ließ die Gestapo dann Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter dort inhaftieren und hinrichten. Somit ist der Zwinger auch heute noch ein Zeitzeugnis und Mahnmal der Gräueltaten des Nationalsozialismus.

Nach einem Spaziergang am Aasee traf sich die Gruppe dann nachmittags am Museum für Naturkunde. Dort gab es Gelegenheit, bei einer Führung die sehr informative und interaktive Sonderausstellung „Das Gehirn – Intelligenz-Bewusstsein-Gefühl“ zu erkunden.

Den Höhepunkt des Abends bildete dann die fröhliche Geburtstagsfeier einer Teilnehmerin: Sie wurde von allen in ihren 18. Geburtstag und somit in ihre Volljährigkeit begleitet. Am Mittwoch Mittag erreichte die Gruppe dann wieder gut gelaunt, wenn auch ein wenig müde, den Essener Bahnhof. Ganz ohne Verspätung.